FAQ

Was analoges Storytelling mit Kamishibai so wertvoll macht

Wissenschaftler:innen nutzen moderne Bildgebungsverfahren (fMRT, EEG, fNIRS), um zu sehen, welche Hirnareale beim Erzählen oder Lernen aktiv sind. Dabei messen sie, wie das Gehirn auf Geschichten reagiert und wie stark Aufmerksamkeit und Emotionen beteiligt sind. Neu ist, dass High-field-fMRT inzwischen sogar feine Schichten des Hippocampus sichtbar macht, sodass Forschende verfolgen können, wie einzelne Gedächtnisschaltkreise eine Story “abspeichern”. Diese aktuelle systematische fMRT-Übersicht zeigt zudem, dass narrative Inhalte besonders das Belohnungsnetzwerk (Striatum) und den medialen Präfrontalkortex aktivieren – Areale, die Motivation und Wertbeimessung steuern. Die Erkenntnisse erklären, warum authentisch erzählte Kamishibai-Geschichten das Lernen von Inhalten erleichtern können.

Ja, es macht einen Unterschied, ob wir etwas auf Papier oder am Bildschirm machen. Studien zeigen, dass das Schreiben oder Notieren auf Papier das Gehirn stärker aktiviert und die Erinnerung verbessert. Das liegt daran, dass wir beim analogen Arbeiten mehr Sinne und Bewegungen einbeziehen, was die Information besser verankert. fMRT-Experimente mit Studierenden belegen, dass handgeschriebene Termine bei der späteren Abfrage deutlich höhere Hippocampus-Aktivität auslösen als Einträge auf Tablet oder Smartphone. Eine Frontiers-Studie fand außerdem, dass handschriftliches Arbeiten zu einem dichteren Theta-/Alpha-Netzwerk im Gehirn führt – ein Muster, das mit tiefem Verstehen und Langzeit-Kodierung assoziiert ist. Selbst beim reinen Lesen zeigen EEG-Messungen ein ungünstigeres Theta-Beta-Verhältnis auf Bildschirmen, was auf flacheres kognitives Processing hindeutet.

Beim Erinnern sind verschiedene Bereiche aktiv, vor allem solche, die für das Verarbeiten von Sprache, Bildern und räumlichen Zusammenhängen zuständig sind. Beim analogen Umgang mit Geschichten – wie beim Kamishibai – werden diese Bereiche besonders intensiv angeregt. Der bilaterale Hippocampus fungiert hier als “Memory-Hub”, der räumliche Kontexte und Ereignisse verknüpft. Der Precuneus unterstützt mentale Szenenvorstellung und Selbstbezug und springt stärker an, wenn wir physisch umblättern oder Karten ziehen. Neuere laminar-fMRT-Befunde zeigen, dass gerade in tieferen Hippocampus-Schichten analoge Reize länger nachschwingen – ein möglicher Grund für die bessere Langzeiterinnerung.

Ja. Handschriftliches Schreiben und Zeichnen fordern das Gehirn intensiver und fördern eine tiefere Verarbeitung der Inhalte. Tippen am Laptop ist oft schneller, aktiviert aber weniger die Bereiche, die für das Verstehen und Behalten wichtig sind. High-density-EEG zeigt, dass Handschrift eine breite Synchronisation in Theta- und Gamma-Bändern quer über Frontal-, Parietal- und Okzipitallappen auslöst, während Tippen primär motorische Areale beansprucht. Die stärkere Kopplung dieser Frequenzen korreliert mit besserer nachträglicher Abrufleistung. Für Kamishibai-Workshops bedeutet das: Skizzen, Storyboards oder handschriftliche Notizen während des Erzählens verstärken den Lerneffekt.

Bestimmte Gehirnwellen, wie die sogenannten Theta- und Gamma-Wellen, spielen eine große Rolle bei der Verarbeitung von Erzählungen und beim Erinnern. Diese Wellen sind deutlich ausgeprägter aktiv, wenn wir etwas von Hand schreiben oder zeichnen – also analog arbeiten. Theta-Rhythmen koordinieren Langstrecken-Kommunikation (z. B. Hippocampus vs. Frontalkortex) und ermöglichen das „Binden” von Informationseinheiten zu einer Geschichte. Gamma-Wellen codieren die feinen Details und werden beim Visualisieren von Kamishibai-Bildern vermehrt ausgelöst. EEG-Vergleiche von Bildschirm- und Papierlesen zeigen dagegen höhere Beta-Dominanz am Screen – ein Muster, das eher oberflächliche Wort-für-Wort-Verarbeitung widerspiegelt.

Analoge Erzählformate wie Kamishibai aktivieren viele Hirnregionen, die für Sprache, Bildwahrnehmung und Emotionen zuständig sind. Dadurch werden Zuhörer:innen stärker eingebunden und können Geschichten besser verstehen und sich später daran erinnern. Das greifbare Medium schafft eine intensivere Verbindung als rein digitale Formate. Eine fNIRS-Untersuchung zeigte, dass bei gedruckten Bilderbüchern die neuronale Synchronisation zwischen Vorleser:in und Kind höher ist als beim Tablet-Vorlesen. Das kann einen Hinweis geben auf geteilte Aufmerksamkeit und Empathie. Narrative-fMRT-Studien betonen zudem, dass physische Requisiten die Aktivität im Belohnungsnetzwerk steigern und so die Motivation am Ball zu bleiben erhöhen. Kamishibai verknüpft genau diese Faktoren – Sprache, visuelle Reize, haptische Handlung – in einem einzigen Medium.

Weil es beim analogen Erzählen mehr Sinne anspricht und durch die physische Präsenz der Bilder und Rahmen eine räumliche Orientierung ermöglicht. Das hilft dem Gehirn, die Geschichte lebendiger und nachhaltiger zu verankern. Eine groß angelegte Studie in den USA mit 10- bis 12-Jährigen zeigte, dass Kinder beim Lesen auf Papier signifikant tiefere semantische Verarbeitungsprozesse aufweisen und Inhalte länger behalten. fMRT-Nachmessungen identifizierten stärkere Verbindungen zwischen visuellem Kortex und linken Spracharealen nach Papierlektüre im Vergleich zum E-Reader. Auch Meta-Analysen belegen diese Erkenntnisse. Diese räumlichen und multisensorischen Anker nutzt Kamishibai optimal – jede Karte hat ihren Platz und ihr „Gewicht” im Erzählfluss.

Analoge Methoden wie Kamishibai fördern aktives Zuhören, tiefere Verarbeitung und ein emotionales Erleben, das beim Lernen hilft. Im digitalen Zeitalter ist dieses analoge Erzählen ein wertvoller Gegenpol, der Gehirn und Sinne ganzheitlich anspricht. Die Lern-Forschung plädiert deshalb für “blended literacy”: digitale Tools da, wo sie Stärken haben (z. B. Recherche), gepaart mit analogen Formaten für nachhaltige Einspeicherung. Schulklassen, die regelmäßig mit Papiertheater oder physischen Requisiten arbeiten, zeigen in Interventionsstudien höhere Wortschatz-Zuwächse und bessere Erzählsicherheit. Kamishibai verbindet das Beste aus beiden Welten und sorgt – neurobiologisch betrachtet – für ein immersives Erleben von Geschichten.